Wer war Alfred Kutta?


Alfred Kutta wurde am 04. Juli 1871 als zweiter Sohn des Modelltischlermeisters Franz Kutta und dessen Ehefrau Auguste, geb. Bein, in Schweidnitz (Schlesien) geboren.

 

Nach einer Ausbildung zum Lithographen ging er 1989 nach Berlin zur „Hofsteindruckerei von Ad. Engel“. Er arbeitete zuerst als Lithograph und wechselte dann auf das Gebiet der Kunstmalerei über und konnte seine eigenen Ideen frei entwickeln und durchführen.

Von 1892 bis 1895 besuchte er in Abendkursen die Königliche Kunstschule und die Unterrichtsanstalt am Kunstgewerbemuseum. 1897 wechselte er zur „Kunstanstalt Wilhelm Boehme“. Dort bekam er eine leitende Stellung, die er bis 1911 ausübte.

 

1899 heirateten Alfred Kutta und Emma Schneider. Aus dieser Ehe gingen die Kinder Werner, Hans und Gretel hervor.

 

1907 zog er mit seiner Familie in ein großes Haus in Berlin-Zehlendorf. Seinen Vorstellungen und Neigungen entsprechend begann er den Garten des Grundstückes als modernen Obst- und Blumengarten anzulegen. Als freischaffender Künstler stellte er seine gärtnerischen Erzeugnisse auf Gartenbauausstellung vor. Er erhielt für seine Arbeit Ehrenpreise und Anerkennung.

 

1914 wurde Alfred Kutta für die Umschulung erster Kriegsbeschädigter, als Ausbilder in der neu errichteten Fortbildungsschule in Berlin-Zehlendorf und zusätzlich 1916 in Görden bei Brandenburg (Havel) angestellt.

In Nowawes bei Potsdam legte er 1921 das Gewerbelehrerexamen für Maler und Grafiker ab und arbeitete dort an einer neu gegründeten Fortbildungsschule in fester Einstellung als Beamter.

 

Im November 1923, inspiriert durch den langjährigen Freund Hugo Simon, zog die Familie Kutta auf das Simonsche Anwesen in das gerade bezugsfertige Gartenhaus, welches eine Nachbildung des Weimarer Gartenhauses im Park an der Ilm ist. Als Gartendirektor ging er sehr systematisch an die Gestaltung der ihm überlassenen Großanlage vor. Nach neuen Gesichtspunkten und Ideen arbeitete er mit 25 zum Teil von ihm ausgebildeten Fachkräften und Arbeitern. Das Treibhaus, das an sein Haus angebaut war, wurde bald zu klein. Heizbare Treibkästen wurden zum Anziehen von Sämereien benötigt. Hinzu kam eine Mistbeet-Anlage mit 300 Fenstern, die zum großen Teil zur Aussaat und Anzucht von Sommerblumen genutzt wurden.

 

Auf der weitreichenden Anlage konnten verschiedenste Gemüsepflanzen gedeihen. Ein riesiger Blumenteppich, der nicht nur Besucher von Nah und Fern in Erstaunen versetzte, wurde in der Gartenzeitschrift „Gartenschönheit“ mit mehreren Farbfotos veröffentlicht. Die Zucht der Sommerblumen war nur ein Nebenzweig des Gartenbaues. Das frische, gut sortierte und in einwandfreier Qualität erzeugte Obst und Gemüse war in der Berliner Markthalle sehr begehrt. Im Letschiner Ausstellungspavillon präsentierte Alfred Kutta 1928 eine breite Palette seiner gärtnerischen Produkte.

 

Das Land, das Kutta zu gestalten hatte, war auf 10.0000 qm (40 Morgen) angewachsen. Zur Unterscheidung vom landwirtschaftlichen Gutsbetrieb wurde der Gartenbetrieb jetzt „Gartenverwaltung Schweizerhaus“ genannt. Die Hügelkuppen und Hänge wurden in Terrassenform genutzt. Kurz unterhalb der Hügelkuppe wurde der Hang von einem Terrassenhaus, der Orangerie, gekrönt. An der Rückwand dieses Hauses wuchsen Aprikosen und Pfirsiche in bester Qualität. Auf den Terrassenbeeten sah man zuerst Spinat, Salat, Kohl und später Tomaten. Erdbeeren standen in Töpfen zwischen den Kulturen. Der Wein wuchs in großen Trauben unter der Glasdecke der Orangerie. Auch Feigenbäume wuchsen in großen Holzkübeln heran. Am Südhang wurden später ca. 10.000 Birnenbäumchen in Spindelbuschform gepflanzt.

 

Alfred Kutta widmete sich leidenschaftlich der Bienenzucht. Dafür wurde eigens ein großes Bienenhaus mit einer schönen freistehenden Bienentränke gebaut.

 

Wegen der großen Erfolge bei der Zucht der Obst und Gemüsekultur gewann das Schweizerhaus immer mehr an Bedeutung. Dr. Rudloff, vom Deutschen Kaiser-Wilhelm-Institut Müncheberg, besuchte im Auftrag des damaligen Leiters des Institutes, Prof. Dr. Erwin Baur, dem größten deutschen Vererbungsforscher, Alfred Kutta um festzustellen, welche Obstarten und -sorten im Oderbruch den strengen Winter 1929/30 am besten überstanden haben. Mit Erstaunen und Bewunderung stellte Prof. Dr. Erwin Baur, der daraufhin häufiger Gast war, fest, dass man hier der Müncheberger Forschung weit voraus war.

 

Die Höhere Gärtnerlehranstalt in Geisenheim am Rhein benannte einen ihrer Hauptwege mit folgender Beschriftung: „Alfred-Kutta-Weg, dem Förderer des Obstbaues im Deutschen Osten“.

Mit der Machtergreifung des Nationalsozialisten stand auch der Gartenbetrieb vor dem Ende. Der Besitzer Hugo Simon musste Deutschland verlassen und Alfred Kutta wurde von der Regierung beauftragt an den Abwicklungsarbeiten mitzuarbeiten.

 

Im Sommer 1938 zog der schon sehr kranke Alfred Kutta mit seiner Familie zurück nach Berlin-Zehlendorf, wo er am 15. Mai 1940 verstarb.

 

Alfred Kutta mit Ehefrau Emma 1938
Alfred Kutta mit Ehefrau Emma 1938